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Jüdische Gemeinden in Deutschland im Wandel

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges etablierten sich in vielen Orten Deutschlands rasch – oft nur wenige Tage nach Kriegsende – jüdische Gottesdienste und Gemeinden bzw. Gemeinschaften. Die kleinen, in sich heterogenen und unter oft schwierigen Bedingungen entstandenen jüdischen Gemeinschaften gaben den Überlebenden Halt und Hoffnung. Etwa 15.000 deutsche Jüdinnen und Juden waren zu Kriegsende in Deutschland – als Überlebende oder aus der Emigration zurückgekehrt. 

Die Jahrzehnte des Wiederaufbaus jüdischen Lebens in Deutschland fanden in verschiedenen Phasen statt und waren eng mit der sich wandelnden soziokulturellen Zusammensetzung der Gemeinden verbunden: Neben den wenigen deutschen Jüdinnen und Juden und den DPs, die sich entschieden hatten, im Land zu bleiben, beeinflussten auch jene, die in den 1960er Jahren nach einem gescheiterten Auswanderungsversuch nach Deutschland zurückgekehrt waren, das Gemeindeleben. Die seit 1945 stattfindenden Transformationsprozesse spiegeln sich vor allem in der religiösen Praxis mit ihren sakralen Räumen, Objekten und musikalischen Traditionen wider. 

Die Nachkriegszeit kann somit als Phase der Transformation des Judentums betrachtet werden, die konstitutiv für die weitere Entwicklung jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in Deutschland und weit darüber hinaus werden sollte. In einem dreijährigen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderlinie „Sprache der Objekte“ geförderten Forschungsprojekt untersuchen die vier Partner aus Universitäten und Museen (Bet Tfila – Forschungsstelle der Technischen Universität Braunschweig, Europäisches Zentrum für jüdische Musik der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Braunschweigisches Landesmuseum und Jüdisches Museum Augsburg Schwaben) den Neubeginn und die Transformationen des jüdischen religiösen Gemeindelebens in Deutschland nach der Schoa. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie sich die Entwicklungen in Objekten, Räumen und religiösen bzw. kulturellen – hier vor allem auch musikalischen – Praktiken widerspiegeln. Dafür führt das Projekt die einschlägigen Kompetenzen von zwei jüdischen Regionalmuseen und zwei Forschungseinrichtungen aus den Bereichen jüdische Musik und materielle jüdische Kultur bzw. Architektur zusammen. 

Ziel ist die Konzeption und Organisation einer Ausstellung zur Entwicklung der jüdischen Gemeinden und ihres Gottesdienstes seit 1945.

 

 

 

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